Chronik des TSG
Nachfolgend die im Jahr 1999 verfasste Chronik des TSG Zell. Sie stützt sich auch auf die Chroniken von Alt-Bürgermeister Herrn Gerhard Schwegler aus dem Jahr 1957 und unseres Gründungsvaters Herrn Richard Friesch aus dem Jahr 1966. Wir werden diese Geschichte weiter schreiben !
EINE CHRONIK
WELCHES IST DENN JETZT EIGENTLICH DAS
GRÜNDUNGSDATUM?
Eigentlich ist es noch gar nicht so weit, denn erst am 17. November jährt sich der Gründungstag des Turn-, Sport und Gesangsvereins zum 50. Mal. Und auch nicht dieser Tag war der Beginn des turnerischen und singenden Vereinslebens in Zell. Der Turnverein wurde nämlich am 4. März 1907 gegründet, der Liederkranz (damals ein reiner Männerchor) trat bereits 1891 dem Schwäbischen Sängerbund bei und hatte schon seit 1884 regelmäßige Singstunden abgehalten. So kam es dazu, dass bereits 1957 ein 50-jähriges und 1991 gar ein 100-jähriges Jubiläum beim TSG gefeiert wurden.
Der TSG Zell hat also in der Vergangenheit keine sich bietende Möglichkeit ausgelassen, ein richtig großes Jubiläumsfest zu feiern.Die Ihnen, werter Leserinnen und Lesern (und hoffentlich auch Festbesuchern) vorliegende Festschrift wurde aus eben diesem Grunde zum 50-jährigen Bestehen des TSG Zell und dem deshalb stattfindenden Festwochenende von vielen TSG-Mitgliedern und alten Zellern zusammengetragen um etwas Struktur und Licht in die Geschichte dieses Schmelztiegels zu bringen. Zum 50-jährigen Jubiläum 1957 (jetzt das Jubiläum des Turnvereins) verfasste der damals noch frisch ins Amt eingesetzte Altbürgermeister Gerhard Schwegler die erste Chronik. 1966, als der Liederkranz sein 75-jährirges Bestehen feiern durfte, machte sich TSG-Multitalent und Oberlehrer Richard Friesch ans Werk und entwickelte zusammen mit damals noch lebenden Zeitzeugen eine Chronik des Liederkranzes.Uns stützend auf diese beiden hervorragenden Dokumente, vielen Unterlagen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben und Erzählungen von Zeitzeugen versuchen wir die Geschichte des Vereinslebens der Sänger, Turner, Schachspieler, Faust- und Fußballer seit Ende des 19. Jahrhunderts aufzuzeichnen und, soweit möglich, mit Bildmaterial erles- und erlebbar aufzuzeichnen.
DER LIEDERKRANZ ALS ERSTES
Gehen wir also wieder über die bereits erwähnten Jubiläen 1991, 1966 und 1957 zurück ins Jahr 1891, wo ein gewisser Herr Häberle (er wurde später der Schwiegersohn des damaligen Oberlehrers Frick) mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Gölz eine Runde von 16 Sängern davon überzeugte, dem Schwäbischen Sängerbund beizutreten. Schließlich hatte man sich bereits seit 1984 mehr oder weniger regelmäßig getroffen um den Sangesfreuden nachzugehen. Damals hatten sich Johannes Fetzer, L. Staudenmaier, Jakob Frey, Jakob Jauß, Johannes Hiller, Johannes Lutz und Rudolf Jauß entschlossen, zusammenmit Gleichgesinnten einen Männergesangsverein ins Leben zu rufen.
Diese Männer traten an den bereits erwähnten Oberlehrer Frick heran mit der Bitte die Leitung des Gesangsvereins mit fachkundiger Hand zu übernehmen. Er lehnte wohl dankend ab, unterstützte die Idee aber insofern, als er seinen Profisere (heute wohl eher unter „Referendare“ bekannt), die während ihrer Ausbildung immerhin 2 Jahre an einer Schule lehren durften, dazu anhielt, sich der kleinen Schar begeisterter Sänger anzunehmen. Einer dieser Profisere war der bereits erwähnte Herr Häberle. Wir schreiben das Jahr 1890. Man trifft sich regelmäßig – nein, nicht in der Schule oder im Deutschen Kaiser – sondern abwechselnd in den guten Stuben der Sänger zur Probe. Da aus ersichtlichen Gründen kein Klavier zur Begleitung verwendet wurde, bediente man sich einer Geige um die Töne anzugeben oder die Lieder zu begleiten. Trotzdem lassen sich insgesamt 16 Sangesbegeisterte als Liederkranz Zell in die Register des Schwäbischen Sängerbundes eintragen. Um die laufenden Kosten decken zu können, wurde auch ein Mitgliedsbeitrag festgesetzt. Folgende Beiträge waren in den Vereinssatzungen verankert: Aufnahmegebühr 1 Mark, monatlicher Vereinsbeitrag 20 Pfennige. Im Gegensatz zu heute konnte man sich durch Disziplin noch zusichern lassen durch Strafgelder: Fehlen bei einer Singstunde wurde mit 10 Pfennigen Strafe belegt. Wer den Verein verlassen wollte, musste 2 Mark Austrittsgebühr bezahlen.
Die Sänger traten an Zeller Festen, an eigenen Festen in den Gärten der Familie Dorn oder Siller, im Bad in Boll, bei Ehrungen und Verabschiedungen der verschiedensten Art auf, um sich im Laufe der Jahre eine eigene Vereinsfahne kaufen zu können. 1898 war es dann so weit: 190 Mark hatte man sich in den vergangenen Jahren zusammengespart (es waren zwischenzeitlich 27 Sänger Mitglied) und konnte eine eigene Vereinsfahne erstehen.Im Sommer 1898 sollte die Fahne in Dorns Garten im Rahmen eines Sängerfestes geweiht werden. Doch nur 1 Krug Bier wurde auf diesem Fest ausgeschenkt, denn ein gewaltiger Platzregen ließ nach dem Einzug des Festzuges in den Garten alle Festgäste in die (damals noch 6) Zeller Wirtshäuser flüchten.
Über das Vereinsleben des Liederkranzes im Laufe der nächsten Jahre ist nichts Spektakuläres zu berichten, außer der Teilnahme am Sängertag des Schwäbischen Sängerbundes 1906 in Stuttgart, welches damals noch furchtbar weit weg von Zell war.
DER TURNVEREIN ALS ZWEITES
Deshalb schwenken wir unseren Blick auf die andere Wurzel des TSG, den Turnverein.
Wir schreiben den 4. August 1907. 31 Erwachsene und 7 Zöglinge (Kinder) treffen sich und gründen den Turnverein Zell. Hohes Ziel damals war eine geistige und körperliche Ertüchtigung ihrer Mitglieder zu erstreben und als gemeinschaftliches Ganzes zum kulturellen Leben der Gemeinde beizutragen. Die erste Vereinsführung setzt sich zusammen aus den HerrenGeorg Frasch, VorstandChristian Bachofer, SchriftführerJakob Friess, KassierFriedrich Reyer, TurnwartRudolf Jauß, Vizeturnwart.
Zusätzlich wurden noch 6 Mitglieder in den Ausschuss gewählt:Friedrich Dorn, Friedrich Rummelspacher, Wilhelm Lutz, Karl Käser, Karl Kill und Gottlob Etzel.
Unter einer straffen Leitung ging es sofort an die Arbeit. In monatlichen Versammlungen wurden die auftretenden Probleme und Aufgaben besprochen und gemeistert. Natürlich genügte auch damals nicht nur ein guter Wille – auch eine entsprechende finanzielle Grundlage war für eine erfolgreiche Arbeit erforderlich. Also wurden als Anfangskapital 300 Mark von der Aktienbrauerei Rettenmayer in Stuttgart als Darlehen aufgenommen. Wie beim Liederkranz wurde auch hier ein Eintrittsgeld von 1 Mark für Erwachsene und 50 Pfennig für Zöglinge festgelegt. Der Monatsbeitrag lag bei 20 Pfennigen für Erwachsene und 10 Pfennigen für Zöglinge.
Am 29. September 1907 wurde ein Stiftungsfest bei Jakob Friess abgehalten. Wahrscheinlich wurde der Erlös sofort investiert, denn im Oktoberprotokoll des Jahres 1907 wurde die vollzogene Beschaffung eines eisernen Recks und eines Barrens festgehalten. Und – wie am Anfang erwähnt – Feste sollten regelmäßig statt finden. Man einigte sich am Jahresende eine Weihnachtsfeier abzuhalten und dann diese auch gleich mit großer Gabenverlosung durchzuführen.Wie auch beim Liederkranz war man darauf bedacht, die Mitglieder zu Disziplin zu erziehen. Deshalb mussten auch beim Turnen 10 Pfennig Strafe für Nichterscheinen in die Vereinskassen einbezahlt werden. Trotz oder vielleicht aufgrund dieser Reglementierung herrschte eine sehr gute Kameradschaft unter den Turnern. Dies lässt ich an einem Versammlungsbeschluß vom 15. November 1908 erkennen: jedes zum aktiven Militärdienst eingerückte Mitglied erhielt eine jährliche Gabe von 50 Pfennigen.Im August 1910 – 3 Jahre nach der Vereinsgründung – konnte das Darlehen an die Brauerei zurückgezahlt werden. Darüber hinaus war noch ein Vereinsvermögen von beinahe 100 Mark zu verbuchen.
FRÜHER WAR ALLES BESSER…
Zum Abschluss der getrennten Betrachtungen der beiden Vereine noch ein Zitat aus einem Protokoll einer Mitgliederversammlung des Turnvereines im Jahre 1914: „Jede turnpflichtige (!) Person muss bei jedem Turnen erscheinen. Jede fehlende Person muss sich in der kommenden Turnstunde mit Angabe eines Grundes vorschriftsmäßig entschuldigen.“ Zur Ehrenrettung der „heutigen Jugend“ muss hier noch ein kleiner Einschub erfolgen: bereits 1957 mahnte unser damaliger Bürgermeister Schwegler: „Hauptsächlich unsere jungen und aktiven Mitglieder darf ich bitten, sich diesen Beschluss aus dem Jahre 1914 zu überlegen.“ Man kann daraus schließen, dass früher doch nicht alles besser war…
DER ERSTE WELTKRIEG
Wir schreiben nun das Jahr 1914. Eine Zäsur in der Entwicklung der beiden Vereine ist aufgrund des Ausbruchs des 1. Weltkrieges festzuhalten. Bei den Turnern schmilzt die Zahl der am Turnbetrieb teilnehmenden bis 1916 auf 4 Personen, 1917 ist lediglich noch vermerkt, dass der Vorstand des Vereines den Kranz für ein verstorbenes Mitglied aus eigener Kasse hat zahlen müssen – die Vereinskasse war leer.Nachdem die Sänger mit einem Karnevalsfestwagen an der Fastnacht 1913 noch für ein Novum im evangelischen Zell gesorgt hatten (das anschließend genossene “Krambambuli“ soll verheerende Wirkungen bei einzelnen Sängern hinterlassen haben) wurden nach Kriegsausbruch die Singstunden eingestellt.
DIE ZEIT ZWISCHEN DEN WELTKRIEGEN
Erst 1919 übernahm Lehrer Härle wieder die Leitung der Singstunde. Nachdem dieser 1922, als Profiser in Zell angestellt, Zell wieder verlassen musste, nahm sich der seit 1917 in Zell tätige Pfarrer Haussmann (für Neu-Zeller: der Haussmann vom Ernst-Haussmann-Weg) der verwaisten Schäflein an. Bis 1925 leitete er neben dem Kirchenchor noch den Männerchor „Liederkranz“. Sein Nachfolger hatte wohl ein schweres Erbe anzutreten. Der Männerchor stellte seine Singstunden ein und der Kirchenchor wandelte sich in einen gemischten Chor, der unter der Leitung von Hauptlehrer Scherb bis zu dessen Wegzug 1936 es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das geistliche und weltliche Liedgut zu pflegen.
Unvergessen sind allen Teilnehmern des damaligen gemischten Chören, in den sich wenige, aber die treuesten Sänger des Männergesangsvereines wie Karl Kill, Wilhelm Rummelspacher, Wilhelm Geiger, Johannes Weiß, Eugen Käser, Hermann Kleinbach, Karl Schmied und Gottlob Ziegelin geflüchtet hatten, die Feste hinter Pflügers Heuhaus auf dem Schelmahd (heute Aichelberger Weg).
Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch noch, dass bis zum Jahre 1936 die Sängerinnen und Sänger des Männerchores „Liederkranz“ und des gemischten Chores der Kirche sich ihre Noten und Notenbücher aus eigener Kasse selbst finanziert hatten.
Auch bei den Turnern ging es nach dem Ende des 1. Weltkrieges wieder weiter. Am 25. März 1919 waren bereits wieder 16 Mitglieder anwesend an der Hauptversammlung. Bei dieser Hauptversammlung wurde sofort beschlossen, bei der Gemeinde einen Antrag zu stellen auf Überlassung eines Sportplatzes an der Boller Straße beim Haus Rummelspacher. Dies lässt doch darauf schließen, dass gleich wieder mit unbezwungenem Willen an die Arbeit gegangen wurde. Noch im Oktober desselben Jahres wurde der Platz sogar vergrößert und es wurde auch festgelegt, dass die regelmäßigen Freiübungen auf dem Platz bei der Kinderschule (alter Kindergarten, heute Parkplatz des Deutschen Kaisers) abgehalten werden sollten.
Zwei Jahre später wurde gar ein kleines Bretterhaus am Turnplatz erstellt. Übrigens: laut Versammlungsbeschluß im Jahr 1921 war beim Turnen das Rauchen und das Lachen verboten! Im gleichen Jahre noch warf schon das nächste Unheil seinen Schatten auf unser Zell: die Inflation und die Weltwirtschaftskrise. Der monatliche Beitrag musste verdoppelt werden auf 40 Pfennige pro Erwachsenen. Dann ging es in riesigen Schritten weiter: monatlich 10 Mark, 100 Mark, 500 Mark, 200 Mark, 10.000 Mark und schließlich 1 Million Mark. Aber trotz dieser wirren Zeit erreichte der Turnverein gerade erstmals eine Blüte. Im April 1923 reichte der Verein im Gemeinderat den Antrag zum Bau eines Vereinslokals ein. Am 3. Februar 1924 trat der Verein dem Neckar-Fils-Gau bei und beim Gauturnfest in Oberesslingen errangen die Turner 4 Siegerkränze. Jedoch kam dieser Erfolg nicht von ungefähr: „Was nicht turnt unter 20 Jahren und sich nicht entschuldigt, wird beim 3. Mal vom Verein ausgeschlossen.“.
In dieser schweren Zeit hielt der Turnverein am 7. Oktober 1923 im Garten von Georg Jauß ein Gauturnfest ab. Dazu musste aber bei allen Mitgliedern Obst eingesammelt werden zur Herstellung von Getränken. Die Bänke wurden von Mitgliedern gestellt. Sie spendeten auch Mehl zum Backen von Brezeln!
Aus Spenden finanziert und unter tatkräftiger Mithilfe von Zeller Handwerkern (das Holz von Schreinermeister Rapp jr. „zu billigem Preis“, Malermeister Wagner fertigte den Anstrich) konnte am 2. Februar 1924 eine Standarte als Eigentum und auf den Namen des Turnvereins eingetragen werden.
Schon 1923 wurde der Wunsch, eine eigene Turnhalle zu bekommen, an die Gemeinde herangetragen. Wenn damals jemand geahnt hätte, dass es noch weitere 54 Jahre dauern würde, bis dieser Wunsch Realität werden sollte!
1925 wurde im Turnverein die Eintrittsgebühr von 1 Mark fallen gelassen, wohl um neue Mitglieder anlocken zu können und im gleichen Jahr lehnte die Mitgliederversammlung eine Vereinigung mit dem Schützenverein Zell ab. Die Eigenständigkeit sollte gewahrt werden.
Bis zum Ende dieser Eigenständigkeit 1933 sind in den Aufzeichnungen keine bewegenden Eintragungen mehr zu finden. Der Turnverein hatte sich einen guten Platz im Kreis der Vereine des Neckar-Fils-Gaues erarbeitet und konnte immer wieder mit Turnern Erfolge bei Turnfesten erringen.
1935 wurde der Turnverein aufgelöst.
DER NEUBEGINN
Nach Ende des 2. Weltkrieges warn die Menschen in ganz Europa und natürlich auch die Zeller Bürger damit beschäftigt, die überlebensnotwendigen Dinge des täglichen Lebens zu beschaffen und die Not der eigenen Familie zu lindern. Aber bereits wenige Jahre nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur, unbeirrt durch die Wirren dieser Zeit und den Auswirkungen der Währungsreform, begannen wieder einige Zeller, sich auch um etwas anderes zu kümmern als die Alltagssorgen.
Lediglich ausgerüstet mit ein paar schwäbischen“ Spatzabrettle“ begann sich eine Tischtennisgruppe unter der Führung von Reinhold Meißnest und Karl Weiß zu organisieren. Anfänglich wurde im Gasthaus „Sonne“ in Pliensbach und dann später im Gasthaus „Linde“ in Zell gespielt.
Da dies aber nur ein loser Zusammenschluss war, haben die Herren Schulleiter Richard Friesch und Bürgermeister Fiechtner die Initiative ergriffen und zu einer konstituierenden Versammlung am 17. November 1949 in den Saal des“ Deutschen Kaiser“ eingeladen. Am 9. Dezember 1949 trat der bei dieser Versammlung gegründete Verein TSG Zell u.A. zum ersten Mal als solcher in die Öffentlichkeit.
In einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung Zell bitten die Vertreter des neu gegründeten TSG Zell um eine einmalige finanzielle Unterstützung, um wenigstens den primitivsten Vereinsbetrieb durchführen zu können. Diese Bitte wurde von der Gemeindeverwaltung damals noch abschlägig beschieden. Die Begründung der Ablehnung zeigt jedoch, dass auch die Gemeinde außer ideeller Unterstützung zu dieser Zeit nichts zum Vereinsbetrieb zusteuern konnte, heißt es doch als handschriftliche Notiz auf dem vom TSG Zell eingebrachten Schreiben: „Finanzielle Zuwendung soll mit Rücksicht auf die von der Gemeinde zu bringenden Opfer – Hergabe des Sportplatzes, Pachtausfall, Obstgeldausfall – erst später gewährt werden, wenn sich zeigt, ob der Verein von Bestand ist.“
DER ERSTE EIGENE SPORTPLATZ
Bestehend aus einer Fußball-, einer Gesangs- und einer Faustballabteilung ging der Verein an die Arbeit. Dass vor diesen, damals an die Spitze des Vereins gestellten Männern ein Berg von Problemen stand kann man sich leicht vorstellen. Die älteren unter unseren Mitgliedern werden sich wohl auch noch gut an die Anfangszeit erinnern. Es fehlte nur gar auch an allem. Der Spielbetrieb der Fußballabteilung wurde auf dem Platz des befreundeten Boller TSV aufgenommen. Jedoch wurde der Wunsch nach einem eigenen Sportplatz immer brennender. Die Männer, die seinerzeit an der Vereinsgründung beteiligt oder später an führender Stelle im Verein tätig waren, sind zum Teil Mitglieder des Gemeinderats geworden oder hatten sonst im Gemeindeleben einen gewichtigen Einfluß. Ihrem Verständnis für Forderung der Jugend nach einem eigenen Sportplatz- ein Wunsch, den sie selbst in ihrer Jugend nie hatten durchsetzen können und der Sportfreudigkeit Bürgermeister Fiechtner ist es zu verdanken, daß dem Verein im Februar 1950 von der Gemeinde auf dem Lindenwasen, entlang der Straße nach Bad Boll, ein Platz zur Verfügung gestellt wurde, der auf Grund seiner wunderschönen Lage, der herrlichen Aussicht und auch seiner Ausmaße für unseren Verein eine optimale Lösung darstellte.
Durch den Einsatz einer auf Vermittlung von Major Barber von den amerikanischen Besatzungskräften zur Verfügung gestellten Planierraupe und durch unzählige freiwillige Arbeitsstunden der Mitglieder entstand der Sportplatz, welcher heute als „alter Sportplatz“ bezeichnet wird. Bereits im Februar 1952 konnte dann mit dem Bau eines Geräte- und Umkleidehauses begonnen werden. (Zur Finanzierung wurden auch damals schon „Bausteine“ an Sponsoren verkauft.) Die Arbeiten schritten so schnell voran, dass bereits im Herbst des selben Jahres die Kanalisation in Angriff genommen werden konnte. Das damalige Vereinsheim – im übrigen entstand unser heute zu sehendes „Häusle“ ausschließlich aus Umbauten desselben – war natürlich nur mit dem absolut Notwendigsten ausgestattet, was man anreisenden Gastvereinen bieten musste: eine Umkleidekabine im Keller mit Wasseranschluß. Dieser bestand aus einem Ziehbrunnen im Boden dieser Kabine. Die Heimmannschaft mußte sich mit einem kleinen Raum im Erdgeschoss, etwa dort wo heute die Küchen platziert ist begnügen. Um den reibungslsen Ablauf nach Ende eines Fußballspieles gewährleisten zu können, wurde die Anschaffung von 2 mittleren Wannen sowie 1 Eimer genehmigt – Zitat aus dem Protokollzur Ausschußsitzung am 9.9.1952 im Vereinsheim. Die andere Hälfte des Erdgeschosses bestand aus einem kleinen Gastraum mit Küche, eines der Fenster dienete als Ausgabetheke für Getränke und Süßigkeiten.
Bei einem gewaltigen Sturm am 13.12.1952 wurde das Dach des noch negelneuen Vereinsheimes geruntergerissen. Aus Angst vor weiteren Schäden wurdem vom damaligen Bürgermeister Fiechtner umgehend Zimmermann Höfer beauftragt, ein robustes Satteldach auf das Vereinsheim zu bauen.
Im gleichen Jahr konnte auch der im Rahmen der Gründung des TSG Zell wieder auferstandene Liederkranz unter der Leitung des Schulleiters Richard Friesch mit einem Konzert die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Zusammen mit dem Mandolinenclub Esslingen wurde im „Deutschen Kaiser“ ein gut besuchtes sogenanntes Stuhlkonzert durchgeführt.
Mit einem Bankett am 13.5.1953 und einem Fest am 14.6.1953 konnte dann der Sportplatz feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Endlich hatten die Zeller Sprotler einen „modernen“ und festen Sportplatz, nachdem in der Vergangenheit Gelände wie der Hof des alten Kindergartens, die Gärten von Vereinsmitgliedern und Wiesen im Auchtert, in der Boller Straße und im Schelmahd genügen mußten.
Sofort stellte sich reger Fußball- und Spielbetrieb auf dem neuen Sportgelände ein. Nicht nur Verbandsspiele, sondern auch Pokalturniere und Freundschaftsspiele gegen Mannschaften aus der näheren und weiteren Umgebung wurden organisert. Aber auch das gesellige Besammensein – meist im „Deutschen Kaiser“ wurde groß geschrieben. Neben Faschingsball und Weihnachtsfeier, die ja heute teilweise noch statt finden, war es in den 50er Jahren üblich eine sogenannte Frühjahrsunterhaltung und eine Weihnachtsfeier für Nicht-Mitglieder auf die Beine zu stellen.
Aber auch schon damals wurde „bemängelt, dass zu wenige ältere Vereinsmitglieder an solchen Veranstaltungen teilnehmen“ (Zitat aus dem Protokoll der Ausschußsitzung vom 5.3.1954 im Gasthaus „Linde“).
Am 2. April 1954 erliegt der damalige erste Vorstand des TSG Zell völlig überraschend den Folgen eines Herzinfarktes. Es herrscht bei einer kurtfristig einberufenen Ausschußsitzung Einstimmigkeit darüber, Ernst Lutz ein „feierliches Begräbnis“ zu bereiten.
Trotz des lähmenden Schocks aufgrund des unerwarteten Todes des Vorstandes geht aber das Vereinsleben weiter. Die Gemeinde erklärt sich bereit, auf ihre Kosten die Pflanzung der Pappeln um den Sportplatz zu übernehmen. Das markante Bild des „Pappelstadions“ sollte für mehr als 60 Jahre eines der prägendsten Wahrzeichen von Zell darstellen, jedem Reisenden auf der Straße und von jedem Wanderer am Albtrauf von weitem schnell erkennbar.
Wilhelm Österle wird übergangsweise Vorstand und führt den TSG Zell in ein ereignisreiches Jahr 1955. Die Zahl der Mitglieder steigt stärker als zuvor. In der Jahreshauptversammlung im „Deutschen Kaiser“, 25 Mitglieder sind anwesend, wird Richard Friesch, Allrounder des TSG Zell, zum 1. Vorsitzenden gewählt. Wie auch heute, kann der Posten des 2. Vorsitzenden mit dem Bürgermeister besetzt werden.
DIE NEUE VEREINSFAHNE
Trotz großer Schwierigkeiten gelang es den Vorständen, bis zum Frühsommer das nötige Geld für eine neue Fahne zu besorgen. Diese konnte dann im Rahmen eines Festes im Juni 1955 geweiht werden. Zum Vergleich ein paar Zahlen von damals: eine Halbe Bier 65 Pfennige, ein halber Liter Wein (Liebfrauenmilch und Kalterer See) 1,- DM. Alles war minutiös geplant: 6 in schwarz und weiß gekleidete Jungfrauen sollten die noch verdeckte Fahne während des Umzuges führeun und sie dann nach der Übergabe an den neu ernannten Fahnenwart Josef Persch enthüllen. Die alte Fahne des Turnvereins sollte mit einem Festwagen der ehemaligen Turnverein-Mitglieder auf den Festplatz fahren.
Doch ein schweres Gewitter kurz nach Fertigstellung des Zeltes auf dem Sportplatzgelände machte der Vorfreude ein jähes Ende. Der damalige Schriftführer Erwin Lawitschka notierte im Protokoll der außerordentlichen Mitglieder-Hauptversammlung am 25.6.1955 (also nach dem Fest) in einer Randnotiz: „Als am Frohnleichnam das Festzelt aufgeschlagen war, kam ein Gewitter mit Sturm auf und warf es fast vollkommen ein. Außerdem hatten wir am 13. Juni 1955 (beim Kinderfest) eine Temperatur von nur 8 Grad, also fast winterlich“. Die ganze Nacht über wurden neue Holzbalken hergestellt und die Zeltplane wieder genäht.
Im selben Jahr wurde der damalige Bürgermeister Fiechtner in Pfalzgrafenweiler zum Bürgermeister gewählt. In einer Feierstunde wurde der Scheidende festlich mit Geschenken und fröhlichen Abschiedsliedern der Gesangsabteilung verabschiedet. Die dadurch vakant werdende Stelle des 2. Vorsitzenden wurde nicht sofort wieder besetzt. Nach eingehender Diskussion wurde von der Hauptversammlung beschlossen, die Neubesetzung bis nach der Bürgermeisterwahl zurückzustellen. Man erhoffte sich wohl wieder den die Arbeit vereinfachenden Synergieeffekt mit dem neuen Bürgermeister als 2. Vorstand. Wie erhofft konnte die Stelle auch mit Neu-Bürgermeister Schwegler besetzt werden.
Für die Gesangsabteilung ist auch 1956 ein großes Jahr, die Teilnahme am Deutschen Sängerfest in Stuttgart blieb allen Teilnehmern in bester Erinnerung.
Nachdem die Zeller in ihrer Anfangszeit auf die Gastfreundschaft des TSV Boll angewiesen war, konnte bis 1956 dem TV Bezgenriet geholfen werden. Bis zur Fertigstellung des örtlichen Sportplatzes gestattete man den Fußballern aus Bezgenriet, den Zeller Sportplatz für 3 Heimspiele zu benützen.
Auch das Theaterspielen hatte in den 50er Jahren beim TSG seinen festen Platz. Abteilungsleiter Reinhold Meißnest konnte immer wieder bei Weihnachtsfeiern unterhaltsame Theaterstücke organisieren.
Das folgende Jahr 1957 brachte – nur 8 Jahre nach Gründung des TSG Zell – das erste Jubiläumsfest auf dem Zeller Berg. Man entschloß sich nämlich, die 50. Wiederkehr des Gründungstages des Turnvereines groß zu feiern. Festzug, Bierzelt und Blasmusik waren auch damals schon Garanten für ein erfolgreiches Wochenende. Vorher jedoch mußte ein Stromkabel vom Haus Rapp bis zum Vereinsheim gelegt werden, insgesamt 600 Meter – zum Preis von 3,50 DM pro Meter – mußten in der Erde vergraben werden um das Vereinsheim mit Strom versorgen zu können.
850 JAHRE ZELL
850 Jahre Zell – hervorgegangen aus Castellum Cella, erstmals 1108 erwähnt – war Anlaß für die Gemeinde Zell eine große Feier mit historischem Umzug durch Zell zu organisieren. Der TSG Zell nahm mit allen Abteilungen rege teil. Das gesamte Festzelt war zu bewirten. Aber wohl auch damals schien es nicht so einfach gewesen zu sein, einen Arbeitsdienst für das Fest aufzustellen. “Der 2. Vorsitzende (Gerhard Schwegler) appellierte an alle Mitglieder, die bei dem Gemeindefest etwas übernehmen, treu zur Stange zu halten, nur dann können wir diese Aufgabe lösen…“ (Zitat aus der Mitgliederversammlung vom 30. April 1958 im „Deutschen Kaiser“). Das hatte gewirkt. 375,- DM Gewinnanteil konnten von der Gemeinde auf das Vereinskonto überwiesen werden. Bürgermeister Schwegler dankte allen beteiligten Helfern des TSG Zell. Ohne diese tatkräftige Unterstützung wäre die Abwicklung dieses Festes unmöglich gewesen.
1959 war ein ruhiges Jahr für den TSG. Hätte aber das geplante Gartenfest stattfinden können, wäre es zu einem Freundschaftsspiel der Handballmannschaften des FA Göppingen und Bayer Leverkusen auf unserem Sportplatz gekommen. So bleibt aus diesem Jahr nur zu erwähnen, daß der Beschluß gefasst wurde, jedem Mitglied, welches zur Behandlung ins Krankenhaus müsse, Erfrischungen im Wert von 5,- bis 7,- DM durch den jeweiligen Abteilungsleiter überbracht werden.
Zwei Bücher zur Fußballweltmeisterschaft 1958 wurden aus der Vereinskasse beschafft und waren für 0,50 DM beim Fußballabteilungsleiter auszuleihen.
DIE 60ER JAHRE – DIE FUSSBALLJUGEND ENTSTEH
Anfang der 60er Jahre beginnt die Jugendarbeit im Fußball. 1962 und 1963 konnten eine C-Jugend und eine B-Jugend auf die Beine gestellt werden. 1963 wurde der Brunnen im Vereinsheim als Wasserversorgung aufgegeben und – in Eigenleistung von Vereinsmitgliedern – eine Wasserleitung vom Ort an das Vereinsheim gelegt.
Im selben Jahr mußte die Faustballabteilung leider ihre Mannschaft abmelden, da zu wenige Spieler zur Verfügung standen.
Für den Wirtschaftsbetrieb im Vereinsheim wurden 1964 12 Teller und 12 Paar Bestecke beschafft. Die Fußballabteilung engagierte im selben Jahr einen Trainer für 80,- DM pro Monat. Derselbe Betrag wurde ab diesem Jahr fällig für einen neuen Chorleiter: Petro Müller. Der scheidende Chorleiter Richard Friesch wurde nach 15 jähriger Tätigkeit als Dirigent und seiner großen Verdienste wegen zum ersten Ehrenmitglied des TSG Zell ernannt.
Vereinsmitglieder erhielten seit 1963 nicht mehr eine Küchenuhr als Hochzeitsgeschenk vom TSG, vielmehr wurde ein Gutschein über 30,- DM an die frisch vermählten überreicht.
1966 stand wieder ein umfangreiches Programm zur Abwicklung an. Der Liederkranz wollte im Rahmen eines Festes auf dem Sportplatz das 75jährige Jubiläum feiern. Aus diesem Anlaß ließ es sich Ehrenmitglied Richard Friesch nicht nehmen, die erste Chronik über die Geschichte des Liederkranzes niederzuschreiben. Diese Chronik wurde in der damals erscheinenden Festschrift veröffentlicht. Noch vor dem Fest konnten sich die Sänger einen lange gehegten Wunsch verwirklichen: Zusammen mit der Gemeinde wurde ein Klavier angeschafft.
Das Jubiläum wurde zu einem tollen Erfolg, auch aus finanzieller Sicht. 6.781,11 DM konnten als Reingewinn auf das Vereinskonto gebucht werden.
Nach beinahe vier Jahren Abwesenheit betritt die Faustballabteilung mit neuer Mannschaft wieder das Parkett des aktiven Spielbetriebes. Mangels Möglichkeiten in Zell muß aber der Trainingsbetrieb in der Dürnauer Halle durchgeführt werden.
17. Mai 1968 – in einer Vorstandssitzung wird der Beschluß gefasst, der Nachfrage nach Weizenbier im Vereinsheim Rechnung zu tragen und ab sofort welches auszuschenken. Das Häusle wird endlich gegen Einbruch versichert. In den vergangenen Jahren war es sehr oft aufgebrochen worden.
Nach den Sommerferien 1968 wird das Kinderturnen eingeführt. Im selben Jahr wird zum letzten Mal seit Bestehen des Vereins eine geteilte Weihnachtsfeier – für Mitglieder und Nicht-Mitglieder – abgehalten. Die Diskrepanz der Besucherzahlen zwischen den beiden Veranstaltungen macht es zwingend erforderlich, die Nichtmitglieder-Feier fallen zu lassen. Der Termin der neuen Weihnachtsfeier ist nicht mehr unmittelbar an Weihnachten sondern wie heute Anfang Dezember.
DIE 70ER JAHRE
Erst seit 1970 müssen auswärtige Vereinsmitglieder den Beitrag bezahlen. Aufgrund der immer besser werdenden Mobilität ist eine Beitragsbefreiung nicht mehr zu begründen.Der steigende Bedarf an Übungsräumen und Übungsplätzen brachte eine Fusion mit dem TSV Boll in die Diskussionsrunde. Vor allem die Turner finden in der alten Schule keine adäquaten Übungsmöglichkeiten und die Faustballer sind sowieso seit vier Jahren “in Miete“ beim GSV Dürnau. Man versuchte damals zuerst die Turnerjugend und Fußball zusammen zu legen. Der TSV Boll besaß bereits die guten Übungsmöglichkeiten einer großen Sporthalle im Schulgelände und die Nähe zu Boll wäre ideal. Jedoch verliefen die Bemühungen – wahrscheinlich wollten einige doch nicht so recht – im Sande.
Noch erwähnenswert im Jahre 1971 ist wohl die Einrichtung der heute noch bestehenden Flutlichtanlage am alten Sportplatz. 10.000 DM – damals noch eine schöne Stange Geld (zum Vergleich: 1 Bier kostete damals 1,20 DM) – ließen die TSGler an die Grenze der finanziellen Belastbarkeit gehen, denn dies bedeutete 1/3 des gesamten Ausgabenvolumens von 1971.
Das Jahr 1972 beginnt mit einem sehr negativen Paukenschlag. Aufgrund eines vergessenen und deshalb am Grab eines verstorbenen Mitglieds nicht niedergelegten Kranzes wird der damalige Vorstand Ernst Siller von einem passiven Mitglied angegriffen. Nicht einmal die Schlichtungsversuche unseres Ehrenmitgliedes Richard Friesch konnte den Klagenden zum Einlenken bewegen und so trat Ernst Siller leider zurück und dann aus dem Verein aus, der Kontrahent wurde aus dem Verein ausgeschlossen. Zum Nachfolger wurde im April 1973 Emil Böpple gewählt.
Wieder eine Neuerung im Vereinsheim: ab sofort gibt es neben Export und Weizen auch Pils.
Walter Reißmüller übernimmt das Kinderturnen. Mit ihm sollten die Kinder- und Jugendturnabteilungen in den nächsten Jahren einen großen Aufschwung erfahren. Seine Erfahrung im Kraftsport und sein Engagement ist der heutige Umfang der Kinder- und Jugendgruppen zu verdanken.
Die Fußballer bekommen wieder einen neuen Trainer. Für monatlich 200,- DM übernimmt er das Training in dieser für den TSG-Fußball harten Zeit.
11 aktive Fußballer lassen ein Bestehen in den Rundenspielen fraglich erscheinen. Aber um nicht Gefahr zu laufen die Fußballmannschaft abmelden zu müssen, entschließen sich die Hauptausschußmitglieder, den Betrag zusammen mit den Aktiven aufzubringen. Kaum war die neue Flutlichtanlage installiert, mußte sie auch schon wieder gesperrt werden. Bei einer Verkehrsschau hatte die Polizei festgestellt, daß die Flutlichter aus Richtung Autobahn kommende Fahrzeuge blendet.
1973 wird zum ersten Mal der Vorschlag gemacht, die Mitgliedsbeiträge nicht nur durch den Unterkassier – damals Leonhard Dierolf – einzuziehen, sondern auch das moderne Abbuchungsverfahren anzubieten. Dieser, wieder einmal weit in die Zukunft weisende Vorschlag kam vom inzwischen 71 Jahre alten Ehrenmitglied Richard Friesch.
Die Gesangsabteilung konnte ein sehr erfolgreiches Chorkonzert durchführen. Es fand sehr großen Anklang in der gesamten Gemeinde und darum sprachen sich auch alle darür aus, solche Konzerte jedes Jahr durchzuführen.
Das Jahr 1973 ist noch nicht ganz beendet, wohl schreiben wir den Dezember. In einem Protokoll einer Vorstandssitzung vom 11.12.1973 gibt Vorstand Friedrich Fahrenschon unter anderem bekannt, daß Heinz und Sigrid Delles in den TSG eingetreten sind. Ein lapidarer Nebensatz berichtet über den Vereinseintritt von zwei Menschen, die in den folgenden nunmehr 46 Jahren den TSG Zell mitgestalten und prägen, wie es annähernd nur Richard Friesch in der Vergangenheit getan hat. Heinz Delles sollte über Jahre hinweg als 1. Vorstand die Geschicke des TSG lenken. Sigrid Delles zusammen mit dem bereits erwähnten Walter Reißmüller das Turnen für Mädchen und Buben. Später nahm Frau Delles zusätzlich noch die Sportakrobaten, die Junggebliebenen und die Jazztanzgruppe unter ihre Fittiche. Ob selbst aktiv als Turnerin oder Näherin von Kostümen oder als Übungsleiterin und Organisatorin – Sigrid Delles ist bis heute überall mit Rat und Tat zu finden, wo auch nur ein kleiner Teil der Turner beteiligt ist.
1974: 25 JAHRE TSG
Acht Jahre nach dem 75jährigen Jubiläum 1974 nun das 25jährige. Wie??? Nun, war 1966 der Liederkranz an der Reihe, stand jetzt der TSG Zell als Gesamtverein als junger Jubilar im Rampenlicht. Im Rahmen eines Sommerfestes (1 Maß Bier kostete 3,20 DM) wird dieser Geburtstag begangen. Vielen Zellern sind die Krüge der Brauerei Fugger aus Augsburg, die das Zelt und den Gerstensaft lieferte, noch in guter Erinnerung. Aufgrund ihrer schönen bauchigen Form gab es einen Schwund an Bierkrügen zu verzeichnen wie nie zuvor oder danach.
Um trotz der stattfindenden Fußballweltmeisterschaft die Gäste auf der Festgelände zu locken, wurden mehrere Fernsehgeräte aufgestellt, um die Spiele dort live erleben zu können. Am 22.6.1974 fand nämlich das erste und einzige deutsch-deutsche Länderspiel BRD:DDR statt. Im Rahmen der Jahresabschlußfeier wurde dann der offizielle Teil des Jubiläums durchgeführt. Alle noch lebenden Gründungsmitglieder wurden in der Aula der neuen Schule vom damaligen 2. Vorstand Arthur Schaarschmidt geehrt.
Heute steigen die Zeller Fußballer immer zu besonderen TSG-Feiern auf: 1995 zur Sportplatzeinweihung, 1999 zum 50jährigen Jubiläum – nur 1975 waren sie ein Jahr zu spät gekommen. Aber immerhin hatten sie es zum ersten Mal überhaupt geschafft aufzusteigen. Leider konnten Sie die B-Klasse nur ein Jahr halten und mußten aufgrund des schlechteren Torverhältnisses 1976 wieder absteigen.
1977 DIE GEMEINDEHALLE WIRD EINGEWEIHT
Dafür warfen andere große Ereignisse ihre Schatten bereits voraus. Der Sanitärtrakt des Vereinsheimes wurde erweitert und die Gemeinde Zell begann mit dem Bau der Gemeindehalle.4. Juni 1977 – es ist soweit! Die lange ersehnte Gemeindehalle wird feierlich eingeweiht. Der TSG Zell als Hauptnutzer (von Anfang an sind drei Abende vollständig durch TSG Abteilungen belegt) beteiligt sich rege am Programm und den Arbeitsdiensten. Neben dem Chor zeigt die Sportakrobatik unter der Leitung von Walter Reissmüller einige Aufführungen und die Faustballer zeigen den Turnsport zu der Zeit, als Turnvater Jahn noch lebte und zum ersten Mal in Zell der Wunsch nach einer Turnhalle geäußert wurde.
Kein geringerer als Eberhard Gienger konnte für diese Eröffnungsfeier verpflichtet werden. Mit einigen atemberaubenden Übungen konnte er das Zeller Publikum begeistern.
Im selben Jahr noch, am 10. September konnten in der Halle die Württembergischen Sportakrobatik-Meisterschaften ausgerichtet werden.
Jetzt, da gute Bedingungen herrschen in Zell um für alle Altersklassen und Sparten optimalen Sportbetrieb gewährleisten zu können, sind plötzlich andere Gedanken zu hören. Zum ersten Mal seit Gründung des TSG wird keine Weihnachtsfeier veranstaltet. Die noch unrunde Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung bezüglich der Hallennutzung war wohl der Grund dafür.
Seit Aufzeichnungen über die Vereine bestehen wird zum ersten Mal über eine Trennung in drei Vereine – Fußball-, Gesangs-, und Turnverein nachgedacht. Die Fußballabteilung hat so großen Personalmangel, dass Diskussionen mit dem SV Aichelberg geführt werden, hinsichtlich einer Zusammenlegung der Fußballabteilungen. Der Beharrlichkeit und Erfahrung aller Beteiligten, unter Führung des 1. Vorsitzenden Arthur Schaarschmidt, ist es zu verdanken, dass alle diese Probleme, die sich innerhalb eines Jahres zu einem schier unüberwindlichen Berg auftürmten, nun weggeräumt werden konnten und der TSG gestärkt aus dieser Episode hervorgehen konnte.
Horst Palitschka konnte so am 19.9.1978 berichten, dass nun ein Jahr so viele Schachbegeisterte zu den Übungsabenden mittwochs ins Vereinsheim kämen, dass sich die Gründung einer eigenen Abteilung lohnen könnte. Der Ausschuss beschloss daher einstimmig eine Schachabteilung zu gründen.
Mit großem Erfolg nahmen die TSGler auch am ersten Zeller Dorffest teil.
Heinz Delles wird zum ersten Vorsitzenden des TSG Zell gewählt. Der bis heute existierende Familienbeitrag wurde vom Hauptausschuss beraten und von der Hauptversammlung genehmigt. Familien mit Kindern – die Zukunft des Vereins – sollen damit begünstigt und zur Mitgliedschaft im TSG angeregt werden.Die Jahresabschlußfeier wurde 1979 aus gegebenem Anlass umfunktioniert in eine kleinere Jubiläumsfeier zum 30jährigen Bestehen des Vereins.
DIE 80ER JAHRE
Im April 1980 bekommt unser „Häusle“ endlich einen Telefonanschluss. Die 4881 ist seither vielen Fußballern für immer ins Gedächtnis eingebrannt.
Im selben Jahr wurde auch die Wanderabteilung gegründet. Gleich im Frühjahr 1981 sollte in Zell ein Wandertag durchgeführt werden.
Im Juni 1982 verstirbt das Gründungsmitglied Richard Friesch. Es sollte denjenigen, die sich an seinem Wirken und seiner Tatkraft erfreuten uns sich darauf verlassen konnten, eine Pflicht sein das Bild dieses unermüdlichen Arbeiters für die Sache des Vereines für nachfolgende Generationen hochzuhalten.
Im September des selben Jahres muss leider wieder zur Beerdigung eines fleißigen Helfers und aktiven Fußballspielers geladen werden. Johannes Müller, maßgeblich am Aufbau der Fussballjugend in Zell und am Umbau des Vereinsheimes beteiligt, stirbt völlig unerwartet.
Die Jahre ziehen ein wenig träge durchs Zeller Land. Der TSG Zell veranstaltet die recht erfolgreichen Wandertage und die „üblichen“ Feste wie Fasching, Chorkonzerte oder Weihnachtsfeier. Einzig traurig war, dass jetzt die Zeit gekommen war, in der sehr verdiente und lange sehr engagiert tätige Menschen das Ende ihres irdischen Lebens erreichten.
In den vergangenen Jahren wurde bereits recht erfolgreich Jugendfußball in der Spielgemeinschaft Aichelberg/Zell gespielt. Nach Auslauf dieser Vereinbarung konnte gleich im ersten Jahr die A-Jugend den Aufstieg in die Leistungsstaffel erreichen. „Nottrainer“ Jürgen „Lucky“ Müller hatte einen kleinen Haufen von 13 Spielern sehr geschickt motiviert und dadurch Höchstleistungen im Training und Spiel erzielen können.
Nach über 35 Jahren Gültigkeit wurde die Vereinssatzung den neuesten Anforderungen angepasst und in der Mitgliederversammlung verabschiedet. In diesem Zusammenhang wurden auch die Mitgliedsbeiträge angepasst. Männer und Frauen wurden gleichgestellt, dem erhöhten Aufwand bei der Organisation des ausgeweiteten Übungsbetriebes musste Rechnung getragen werden.
Im Vorfeld des auf dem Zeller Sportplatz statt findenden Raum-Bad-Boll-Pokalturnieres konnte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Zell die Außenanlage um das Vereinsheim renoviert und für eine bessere Wasserversorgung ein Druckerhöher eingebaut werden. In diese sommerliche Hochstimmung kommt das Aus für die Wanderabteilung. Nicht überwindbare Differenzen bei ideeller und finanzieller Unterstützung ließen die Motivation zur Arbeit so weit sinken, dass niemand böse war, dass die „Wanderer“ die Abteilung auflösten.
Auf der anderen Seite tritt eine junge Dame aufs Parkett beziehungsweise an den Notenständer. Frau Gabriele Grabinger übernimmt im November 1985 die Stelle der Dirigentin beim Liederkranz. Der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte.
Am 13.10.1986 stirbt das langjährige Mitglied Leonhard Dierolf. Er war über die ganzen Jahre seiner Mitgliedschaft sehr aktiv, zum Beispiel als erster Jugendleiter und erster Wirt im Zeller Vereinsheim. Des weiteren bekleidete er lange Jahre den Posten des Unterkassiers (alle Beiträge wurden bis weit in die 70er Jahre noch persönlich durch den Unterkassier eingezogen) und des Platzwartes.
Erst 1987 findet sich wieder etwas Erwähnenswertes in den Unterlagen. Zum einen wird die Wellblechdecke der Gemeindehalle durch eine Akustikdecke ersetzt. Endlich konnten alle Gemeinderatsmitglieder von der Notwendigkeit dieser Verbesserung überzeugt werden. Bis zum heutigen Tage erfreuen wir uns bei jeglichen Veranstaltungen, ob vom TSG oder der evangelischen Jugend oder anderen an der guten und angenehmen Akustik der Gemeindehalle. Zum anderen bekam Zell einen neuen Bürgermeister. Werner Link tritt die Nachfolge des mehr als 32 Jahre im Amt stehenden Gerhard Schwegler an.
Friseurmeister Ernst Siller, Gründungsmitglied und langjähriger Vorstand stirbt im Oktober 1988.
DIE 90ER JAHRE
Zum 2. Mal nach 1974 konnten die Zeller Fußballer die Meisterschaft in der B-Klasse erringen. Trainer Robert Lindl hatte seinen Enthusiasmus auf die Mannschaft übertragen können. Leider war der Elan nach der Vorrunder der nächsten Saison wieder weg. Beinahe Herbstmeister im Jahr 1991/92 geworden, holte man in der Rückrunde so wenig Punkte, dass die Zeller durchdie gesamte Tabelle durchgereicht wurden bis sie am Ende auf einem Abstiegsplatz standen. Also fand man sich bereits 1992 in der Kreisliga B wieder.
Anton Welchner stirbt im April 1990. Er war lange Jahre aktiver Fußballer und anschließend Abteilungsleiter bei den Aktiven und der AH.
Gründungsmitglied und langjähriger Abteilungsleiter Spielschar und Tischtennis Reinhold Meißnest stirbt im Juni 1990.
Josef Persch, aktiver Sänger und 30 Jahre lang stolzer Fahnenträger stirbt Ende 1990.
Im Mai 1991 endet die Ära 1. Vorstand Heinz Delles. Vom Januar 1979 hat er mehr als 12 Jahre sehr vieles im Verein bewegen können. Wenn man diese vergangenen zwölf Jahre Revue passieren lässt, werden – wie auch im bisherigen Verlauf der Chronik festgehalten – wenige große Highlights auftauchen. Die Wanderabteilung mit positiven und negativen Erinnerungen, die neue Akustikdecke der Gemeinde. Mehr wird in der Chronik nicht erwähnt. Da es aber oft übergangen wird, dass es die Kleinigkeiten sind, die im Verlaufe des Jahres immer wieder anfallen, könnte es unter den Tisch fallen, dass die über 30 Jahre alte Satzung modernisiert wurde. Der Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung mit vereinseigenem PC wurde bei der Mitgliederverwaltung eingeführt. Die häufig diskutierte und auch in ihrer Existenz in Frage gestellte Jahresabschlussfeier etabliert sich und alle Abteilungen bereiten frühzeitig Aufführungen vor, so dass auch passive Mitglieder wieder gerne zu dieser Veranstaltung kommen um zu sehen, was der TSG auf die Beine stellen kann.
Bereits Anfang der 80er Jahre hat Heinz Delles eine Gebührenordnung entworfen, die zwanzig Jahre später genauso wieder zur Diskussion steht. Durch die Schaffung von Budgets und die strenge Kontrolle der Ausgaben, sowie der klare Regelung der Kompetenzen innerhalb und in Bezug auf den Kontakt außerhalb des TSG Zell hat sich eine in den Abteilungen selbständige Organisation entwickelt, die noch viele Jahre Bestand haben wird. Mit sein Verdienst war es auch, den ehemaligen Abteilungsleiter Fußball für die Nachfolge auf dem Posten des 1. Vorstandes zu bewegen.
Ab Mai 1991 ist Dr. Walter Nies (von vielen auch nur „Doc“ genannt) der erste Vorstand. Ihm fiel gleich zu Beginn seiner Amtszeit die Aufgabe zu, das bereits mit dem vom Vorgänger geplante 100jährige Jubiläum des Liederkranzes durchzuführen. Drei Tage fest waren veranschlagt.
Der Festausschuss hatte alle Register gezogen und Franzl Lang und die „Ochsenfurter Blasmusik“ engagiert. Nicht alles war perfekt organisiert, es fehlte auch an Erfahrung mit solch großen Veranstaltungen aber allen Gästen konnte man fröhliche Stunden bereiten und in der Region für Aufsehen gesorgt. Bei einer Geburtstagsfeier muss nicht immer unbedingt viel Geld verdient werden.
Das Vereinsheim soll nun auch neu gebaut werden. 1992 war man sich einig, dass eine Renovierung des „Häusles“ nicht mehr in Frage kommt. Aus diesem Grund wurde von Mitgliedern der Fußballabteilung ein Förderverein gegründet, der Geld beschaffen sollte zur Finanzierung eines neuen Vereinsheimes.
Erste Kontakte in die ehemalige DDR wurden geknüpft über den Bürgermeister Radmacher aus Friedersdorf. Für die Fußballer wurden schnell Freundschaftsspiele und Besuche vereinbart.
Im Sommer 1992 veranstaltete die Fußballabteilung zum ersten Mal ein Jedermannturnier. Es war genauso erfolgreich wie das Herbstkonzert des Liederkranzes, die auch in diesem Jahr zur Verstärkung einige Solisten engagiert hatten.
DER NEUE SPORTPLATZ
Kurz nach Gründung des Fördervereines kam die Diskussion über den Bau eines neuen Sportplatzes wieder in Gang. Bereits Heinz Delles hatte mehrere Vorstöße in diese Richtung unternommen. Also wurde entschieden, die Planungen parallel weiter laufen zu lassen. Der Sportplatzneubau wurde aber so kurzfristig vom Gemeinderat bezuschusst, dass man schnell die volle Konzentration auf den zügigen Bau des Sportplatzes richten musste. Bereits am 30. Juni 1993 wird der Auftrag an die Firma GALA Hagmann in Göppingen vergeben. Am 5. September 1993 erfolgt morgens um 9.00 Uhr der erste Spatenstich durch Bürgermeister Werner Link, assistiert vom 1. Vorstand Dr. Walter Nies und Abteilungsleiter Fußball Karl Schäfer.
Im gleichen Monat kann die Gemeinde – mit kräftiger Unterstützung durch den TSG Zell – mit einer großen Feier den neu gestalteten Ortskern einweihen.
Im Juni 1995 kann die Einweihung des neuen Sportplatzes durchgeführt werden. Hänk Häberle bringt mit seinem schwäbischen Country Rock das Festzelt zum Beben. Rechtzeitig zur Fertigstellung des Rasens bringen die Fußballer auch die erneute Meisterschaft in der Kreisliga B unter Dach und Fach und kann das Eröffnungsspiel gegen eine Raum-Bad-Boll-Auswahl bestreiten.
Im Sommer 1999 feiert der TSG sein 50jähriges Bestehen. Als Hauptakt dieses Jubiläums findet auf dem neu geschaffenen Festplatz am Sportplatz Zeller Berg ein Konzert von Manfred Manns Earth Band statt. Über 2000 Menschen sind begeistert von der Performance und den Stücken des legendären Rockers. Leider hat der Schlagzeuger so gefallen gefunden an den Meister-Wimpeln im Häusle, dass er ungefragt einen als Souvenir mitgenommen hat. Die Blaumeisen hatten am nächsten Tag dann ihren großen Auftritt vor über 1000 vorwiegend jüngeren Festbesuchern. Der notwendige Arbeitsdienst in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird jedem Mitglieder der Nachtwache noch in lebhafter Erinnerung bleiben, da sehr viel Arbeit notwendig war um das Festzelt für den ökumenischen Gottesdienst am Sonntag Vormittag herzurichten.
In unzähligen Arbeitsstunden wird gerade noch rechtzeitig zum Fest 1999 der neue Sanitärtrakt fertiggestellt.Endlich haben wir je zwei Kabinen für Gast- und Heimmannschaft.